Das Tubeless oder Schlauchlos System ist für viele Motorradfahrer zwar ein Begriff, wie man Felgen dementsprechend präpariert ist den meisten aber nicht bekannt. Im Folgenden möchte ich kurz die Vor- und Nachteile, den richtigen Anwendungsfall und den eigentlichen Umbau behandeln. Das ganze mache ich am Beispiel von einer 17×3,5 Zoll Felge vorne und einer 17×5 Zoll Felge hinten. Diese Felgen sind typisch für eine Supermoto. Der Umbau ist aber theoretisch mit jeder Felge möglich.
Nachteile von Tubeless
Die Nachteile des Schlauchlos Systemes sind recht gering. Am relevantesten sind wahrscheinlich, die Kosten für den Umbau und der verbundene Aufwand. Weiterhin ist wichtig, dass jetzt der Reifen und nicht der Schlauch für die Abdichtung und das Halten der Luft verantwortlich ist. Das ist problematisch, da wenn der Reifen beschädigt wird, man sofort die Luft verliert. Um das Leck zu beheben, muss meist ein neuer Reifen gekauft werden, da man Reifen nicht so einfach und zuverlässig flicken kann wie Schläuche.
Vorteile von Tubeless
Auf der anderen Seite bietet eine Umrüstung auf das Tubeless System einige Vorteile. Zuerst fällt mir die Kostenersparnis ein, da man nie wieder einen Schlauch kaufen muss. Denn anders als beim Fahrradschlauch, ist das Flicken eines Motorradschlauches eher eine Notlöung. Zudem tauscht man meist den Schlauch beim Reifenwechsel präventiv mit aus. Dann gibt es noch eine kleine, aber messbare Gewichtsersparnis. Die meisten werden sich wahrscheinlich denken „Aber 300g sind doch nicht der Rede wert?“ und unter normalen Umständen ist das richtig. Allerdings spart man sich hier ungefederte Masse – Ungefederte Masse ist Gewicht, welches vor den Federelementen sitzt. Vorne also das Rad und die Bremsanlage und hinten das Rad, die Schwinge und die Bremsanlage. Und diese Masse ist deshalb wichtig, da sie das Fahrverhalten maßgeblich beeinflusst, bei niedrigen Geschwindigkeiten wenig, bei hohen umso mehr. Der größte Vorteil, vor allem für Fahrer die ihre Reifen selbst wechseln, ist die Einfachheit beim Auf- und Abziehen der Reifen. Ich persönlich habe schon den ein oder anderen Schlauch bei der Reifenmontage kaputt gemacht, dieses Risiko entfällt bei der Verwendung eines Tubeless Systems.
Sollte ich meine Felgen auf Tubeless umrüsten?
Ich fange damit an, für welche Anwendung ein Schlauchlos System nicht geeignet ist. Ganz klar ungeeignet ist es für Motocross und Enduro Maschinen. Hier kommt es häufiger vor, dass man auf der Rennstrecke oder auf einer Endurotour ist und sich einen Schaden am Reifen zuzieht. Wenn man keinen Schlauch hat, ist der Tag gelaufen, da der Reifen dann undicht ist. Hat man allerdings einen Schlauch kann man den Reifen abziehen, den Schlauch wechseln und weiter gehts. Weiterhin ist es bei allen älteren Maschinen, nicht zu empfehlen. Nicht weil es keinen Sinn machen würde, sondern weil es keine Reifen gibt, die für den Tubeless Betrieb geeignet/zugelassen sind. Andererseits gibt es die Supermotos, bei diesen Maschinen ist es eigentlich egal welches der beiden Kozepte man wählt. Hier sind aber die oben gennanten Vorteile ausschlaggebend. Die Supermotos von KTM und Husqvarna, die Smc-R 690 und die 701, werden aus diesen Gründen serienmäßig mit Tubeless Felgen geliefert. Die beste Anwendung sollte das Schlauchlos System bei den Supersportlern finden. Hier werden zum Einen die Reifen extrem häufig gewechselt und zum Anderen profitiert man aufgrund der hohen Geschwindigkeiten von der reduzierten ungefederten Masse.
Was benötige ich alles?
Das solltest du alles für die Umrüstung besorgen (Die Produkte sind hier verlinkt):
- Reiniger* (ich verwende immer Bremsenreiniger)
- 1x Breites Klebeband von 3M*
- 1x Schmales Klebeband von 3M*
- 1x Gewebeband (Gafferband)*
- 2x Ventil (8,3mm* oder 11,3mm*)
- Eventuell einen Dremel zum Schleifen*
Ich erläutere noch kurz wozu die einzelnen Produkte benötigt werden. Der Reiniger sollte selbsterklärend sein, das Klebeband kann nur zuverlässig dichten wenn der Untergrund auch sauber ist. Die beiden Klebebänder von 3M sind das, was die Felge letztendlich abdichtet. Das Gewebeband dient darüber zum Schutz, damit bei der De- und Montage der Reifen das dichtende Band nicht beschädigt wird. Die Ventile braucht man, da das Ventil ja normalerweise im Schlauch sitzt, welcher nun wegfällt. Bei den Ventilen gibt es einiges zu beachten. Am Wichtigsten ist der Durchmesser des Loches in das das Ventil später eingesetzt wird. Hier gibt es zwei Maße, 8,3mm und 11,3mm. Man sollte vorher in Erfahrung bringen welche benötigt werden, oder man kauft beide Größen und probiert es aus. Dann ist noch wichtig, dass das Ventil außen an der Felge dichtet und nicht innen, da innen gegen das Klebeband kein dichter Sitz herstellt werden kann. Zu guter Letzt empfieht es sich abgeknickte Ventile zu kaufen, das macht das Befüllen der Reifen einfacher. Bleibt noch die Frage nach dem Schleifer. Dieser wird unter Umständen benötigt um Speichen, die über die Nippel nach innen hinausstehen, zu trimmen damit diese das Klebeband nicht beschädigen.
Wie funktioniert der Umbau?
Der Umbau bietet sich an, wenn man neue Reifen benötigt, da man so die Reifen nicht unnötig ab- und aufziehen muss und man direkt Reifen kaufen kann, die für die Verwendung mit Tubeless Felgen geeignet sind. Die Umrüstung selbst ist nicht schwierig, vorausgesetzt man kann mit Klebeband umgehen. Wenn die Felgen jetzt also ohne Reifen sind, entfernt man mit dem Reiniger allen Dreck. Dann inspiziert man die Speichen, ob diese über die Nippel hinausstehen. Wenn das der Fall ist schleift man diese, bis sie eben sind. Kleiner Tipp wenn kein Dremel vorhanden ist, kann man diesen Schleifaufsatz auch in einen Akkuschrauber einspannen 🙂 Jetzt macht man nochmal alles sauber und dann kann es schon an das Kleben gehen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Lage Klebeband nicht genug ist um zuverlässig zu Dichten. Besser ist es, zuerst eine Lage mittig in das Felgenbett zu kleben. Man wählt aus den beiden 3M Bändern das, welches gerade alles abdeckt, aber nicht bis zur Außenseite des Felgenbettes geht. Meistens ist das für vorne das schmale und für hinten das breite Band.
Dann sorgt man mit einer zweiten Lage für eine komplette Abdichtung. Vorne kann man das breite Band über das Schmale kleben, sodass alle Kanten des ersten Bandes von dem Zweiten bedeckt werden. Da wir hinten das breite Klebeband für die erste Lage verwendet haben, ist es hier nicht ganz so einfach. Man nimmt das breite Band und klebt es einmal über die linke Kante des ersten Bandes, sodass das Band etwas über die Mitte der Felge ist und gleichzeitig die linke Kante gut bedeckt. Das selbe macht man dann noch an der rechten Kante. Durch diese Art der Klebung vorne und hinten, muss die Luft immer an mindestens zwei Klebeschichten vorbei.
Nun nimmt man das Gewebeband und klebt 2-3 Lagen über die bestehende Klebeschicht. Das sorgt wie schon gesagt für Schutz, dichtet aber auch zusätzlich. Als nächstes installiert man die Ventile. Dazu schneidet man den Kleber am Ventilloch leicht ein, bis man das Ventil durchstecken kann. Es kann vorkommen, dass das Ventil vorne nicht zu 100% aufliegt, da die Punzungen der Speichenlöcher so nah beieinander liegen. Bei den oben verlinkten Ventilen kann man die Dichtung umdrehen, das mag zunächst komisch aussehen sorgt aber für eine dichte Verbindung.
Racefoxx Ventil normal Racefoxx Ventil mit umgedrehter Dichtung
Der eigentliche Umbau ist jetzt fertig. Es bietet sich an, die Reifen möglichst schnell nach der Verklebung aufzuziehen, dann kann der Druck im Reifen den Kleber noch fester anpressen. Diese Umbauanleitung ist im Bezug auf Supermoto Felgen, das Prinzip lässt sich jedoch auf alle Größen und Arten von Felgen anwenden. Am wichtigsten ist es einen sauberen Untergrund zu haben und immer zwei überlappende Klebeschichten zu garantieren. In diesem Sinne viel Glück bei deinem Umbau 🙂
Hallo, ich spiele mit dem Gedanken meine Tenere auf Tubeless um zu rüsten, die Felgen sind dazu geeignet, aber wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus? Muss ich den Umbau typisieren lassen?
Hallo Mike,
vielen Dank für deinen Kommentar. Mir sind keine Konsequenzen hinsichtlich des Versicherungsschutzes bekannt. Weiterhin geht der Versicherungsschutz nie verloren, egal was an deinem KFZ nicht stimmt bzw. nicht zugelassen ist. Versichert bist du immer. Die Versicherung kann dichlediglich im Nachhinein in Regress nehmen. Ich wüsste auch keinen Grund für eine Typisierung oder Eintragung. Du kannst dich im Zweifel natürlich immer an den TÜV Prüfer deines Vertrauens wenden, wenn du dir unsicher bist. Ich hätte noch eine Frage: Warum möchtest du eine Tenere umrüsten? Wenn das Motorrad im Gelände verwendet wird ist ein Schlauch deutlich praktischer und sinnvoller als Tubeless.