Seit dem Kauf meiner Dr 650 hat die Kupplung nie so funktioniert wie ich es mir gewünscht hätte. Gut informierte Dr Fahrer denken jetzt sicher an das typische Problem der rutschenden Kupplung aber gerutscht ist meine Kupplung nicht. Mein Porblem äußerte sich in einem sehr schlechten Einkuppeln und Anfahren, es gab so gut wie keinen rutschenden Bereich, nur Aus- und Eingekuppelt. Das Ergebnis war ein sehr rabiates Anfahren und eine schlechte Kontrollierbarkeit des Motorrades beim langsamen Fahren. Also habe ich kurzerhand einen kompletten Überholsatz für Kupplung bestellt und mich auf die Suche nach meinem Problem begeben. In diesem Beitrag erkläre ich, wie du die Kupplung deiner Dr 650 ganz einfach selbst tauschen bzw. überholen kannst und woher mein Problem kam.
Woran erkenne ich eine defekte Kupplung?
Da es nicht möglich ist die Kupplung im eingebauten Zustand zu inspizieren, ist es auch schwierig festzustellen ob die Kupplung defekt ist. Eine guter Leitsatz ist hierbei: „Erst wenn die Kupplung nicht mehr ordentlich funktioniert merkt man, dass sie existiert“. Was ich damit sagen möchte ist, wenn die Kupplung in gutem Zustand ist gibt es keinen Grund über deren Funktion oder Existenz nachzudenken. Aber sobald etwas an der Kupplung nicht funktioniert macht sich das sehr deutlich bemerkbar. In meinem Fall habe ich das Problem anhand des anfangs beschriebenen Verhalten festgemacht. Wenn du verstehen möchtest wie eine Kupplung funktioniert lies dir meinen Beitrag „Wie funktioniert die Kupplung eines Motorrades?“ durch.
Was benötige ich für die Überholung der Kupplung?
Wie demontiere ich die Kupplung?
Vorneweg würde ich empfehlen diese Arbeit mit einem Ölwechsel zu verbinden. Alternativ kannst du dein Motorrad auch auf die Seite legen. Um an die Kupplung bei der Suzuki Dr 650 zu gelangen, musst du den rechten Seitendeckel des Motor demontieren. Dieser ist durch 12 M6 Schrauben am Motor befestigt. Zusätzlich muss die rechte Fußraste, der Kupplungszug und der Fußbremshebel abgebaut werden. Wenn du ein Motorrad mit Kickstarter hast, musst du diesen auch demontieren. Diese Bauteile hindern dich sonst daran den Deckel zu entfernen. An der Vorderseite des Deckels sind zusätzlich noch die beiden Ölleitungen befestigt. Auch diese musst du demontieren. Dabei solltest du auf die O-Ringe achten, damit sie nicht verloren gehen. Wenn du alles um den Deckel demontiert hast, die beiden Ölleitungen, die Fußraste, den Kupplungszug und den Bremshebel, kannst du die 12 Schrauben des Deckels lösen. Wenn du später nicht ausprobieren willst, welche Schraube in welches Loch gehört, solltest du dir merken oder markieren welche Schraubenlänge wo verbaut war. Dann kannst du auch schon den Deckel abnehmen. Das kann etwas schwer gehen, falls der Deckel durch die alte Dichtung oder Dichtmasse am Motorblock festklebt. Du kannst aber von hinten mit einem Gummihammer und einem Schraubendreher gegen die überstehenden Nasen am Deckel schlagen und ihn so lösen. Auf keinen Fall solltest du einen Schraubendreher oder ähnliches Werkzeug zwischen die Dichtflächen von Motor und Deckel treiben! Dadurch werden die Flächen beschädigt und du kannst den Motor später nicht mehr richtig abdichten! Wenn der Deckel entfernt ist, hast du die Kupplung direkt vor dir. Zuerst entfernst du die vier M6 Schrauben der Druckplatte. Hierbei solltest du die Schrauben abwechselnd gleichmäßig lösen, da diese die Kupplungsfedern halten. Sobald die Schrauben entfernt sind kannst du die Druckplatte abnehmen. Hinter der Druckplatte sitzt die Schraube, welche die Kupplungskörbe sichert. Der Aufbau der Kuplung der DR 650 sorgt dafür, dass diese Schraube geöffnet werden muss, um die Kupplungsbeläge und -scheiben zu tauschen. Bei vielen anderen Motorrädern genügt es die Druckplatte zu demontieren um an die Kupplungsbeläge und -scheiben zu gelangen. Um die Schraube nun zu öffnen musst du zuerst das Sicherungsblech zurückbiegen, dann kannst du mit einer 32er Nuss und einem Schlagschrauber die Mutter öffnen. Alternativ kannst du auch einen Lappen zwischen das Zahnrad auf der Kurbelwelle und den Zahnkranz am Kupplungskorb klemmen. So arretierst du den Motor und kannst die Mutter mit einer normalen Knarre öffnen. Falls dir das nicht gelingt, kannst du die Kupplungsfedern ohne die Druckplatte, aber mit Unterlegscheiben und den zugehörigen Schrauben montieren. So wir die Kupplung vorgespannt und rutscht weniger leicht durch. Die Verwendung eines Schlagschraubers erleichtert die Arbeit allerdings wesentlich. Wenn die Mutter offen ist, kannst du theoretisch die komplette Kupplung demontieren. Es genügt allerdings, den inneren Kupplungskorb zu entfernen.
Welche Teile muss ich austauschen?
Bei einer normalen Überholung der Kupplung genügt es die Reibscheiben zu tauschen. Wenn deine Kupplung vor der Überholung viel durchgerutscht ist, solltest du die Reib- und Stahlscheiben ersetzen. Ich persönlich tausche bei Motorrädern mit unbekannter Vorgeschichte meistens die Reib- und Stahlscheiben sowie die Kupplungsfedern. So kann ich sicher sein, dass die Kupplung nach der Überholung einwandfrei funktioniert.
Wie überhole ich die Kupplung?
Das Überholen den Kupplung ist im wesentlichen durch das Austauschen der Kupplungsbeläge bzw. der Stahlscheiben erledigt. Die Kupplungsbeläge sollten hierfür etwa 24h im Vorraus in Motoröl eingelgt werden. Dadruch wird sichergestellt, dass die Kupplung beim Starten des Motors nicht trocken läuft und verbrennt. Bei der DR 650 ist zusätzlich eine Reibscheibe mit einem größeren Innendurchmesser verbaut. Diese gehört nach außen bzw nach oben im Stapel aus Reib- und Stahlscheiben. Die Reibscheibe ist anders, da in der Mitte eine Federscheibe und eine Anlaufscheibe eingesetzt sind. Diese sorgen in Kombination dafür, dass die Kupplung besser trennt. Beim Verbauen der Stahlscheiben solltest du außerdem überprüfen, ob eine der Scheiben dicker als die anderen ist. Falls du eine dickere Scheibe hast, gehört diese als erste Scheibe hinter die Reibscheibe mit der Federscheibe in der Mitte. Weiterhin gibt es einige DR 650 Modelle bei denen die erste Reibscheibe und die erste Stahlscheibe durch einen kleinen Draht im inneren Kupplungskorb gehalten sind. Falls du eine solche Kupplung hast, solltest du den Draht unbedingt wieder verbauen, da sich die Stahlscheiben sonst in der Aussparung für den Draht verklemmen können. Wenn du eine Kupplung ohne diesen Draht hast, sollte dein innerer Kupplungskorb auch keine Aussparung für den Draht haben und du benötigst den Draht nicht.
Wie baue ich die Kupplung wieder zusammen?
Einfach gesagt ist der Zusammenbau genau der umgekehrte Vorgang des Zerlegens. Hierbei gilt zu beachten, dass du die große Mutter der Kupplung mindestens mit dem vorgegebenen Drehmoment festziehst, mehr ist normalerweise auch kein Problem. Zu wenig solltest du die Mutter aber auf keinen Fall anziehen. Bei den vier Schrauben der Druckplatte genügt es, wenn die Schrauben auf Block sind. Diese Schrauben darfst du auf keinen Fall zu fest anziehen, sonst können sie abreißen. Alle anderen Schrauben kannst du wie gewohnt anziehen. Generell lässt sich noch sagen, dass die Ersatzteilzeichnungen auch eine Hilfe sein können, falls du nicht mehr weißt in welcher Reihenfolge die Bauteile zusammengebaut werden müssen.
Was war das Problem bei meiner Kupplung?
Zuerst konnte ich nichts finden, was direkt für mein Problem verantwortlich sein könnte. Dann ist mir allerdings aufgefallen, dass eines der Löcher für die Schrauben des Ölfilters im Seitendeckel von innen geschweißt wurde. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass dieses Loch genau über der Außenkante des Kupplungskorbes liegt. Und auf dem Kupplungskorb waren an dieser Stelle deutliche Schleifspuren ersichtlich. Es muss wohl in der Vergangenheit jemand eine zu lange Scharube in dieses Gewinde geschraubt haben und erst nach längerer Fahrt wurde der Fehler bemerkt. Daraufhin wurde zwar der Deckel repariert aber nicht der Schaden am Kupplungskorb. Durch das Abschleifen des entstandenen Grates, war das Problem nach dem Zusammenbau nicht mehr festzustellen.
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HI, beim festschrauben des Kupplungskorbes musste ich feststellen, dass der innere Korb zu fest war und quasi mit dem äußeren Korb verschraubt war.
Bei mir war die Lagerbuchse leider minimal kürzer, so dass der inner Korb nicht frei drehen kann.
Vor und nach der Buchse ist je eine Unterlegscheibe.
Nur wenn die 32er Mutter handfest ist, kann der inner Korb drehen?
Kannst du dir das erklären?
Danke
Grüße Daniel
Hallo Daniel,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich gehe davon aus, dass du eine DR 650 hast? Das Problem hatten schon viele DR Fahrer vor dir, ich auch. Die große Buchse arbeitet sich im Laufe der Zeit leicht ab. Dieser Verschleiß ist meist kleiner als 1mm. Aber der geringe Verschleiß genügt, damit das von dir beschriebene Problem auftritt. Die Lösung ist „einfach“ eine neue Buchse zu kaufen. Ich glaube das Teil kostet ca. 15€ bei Suzuki. Hier solltest du auf keinen Fall eine gebrauchte kaufen, da diese auch schon verschlissen sein kann. Die Anlaufscheiben auf den beiden Seiten musst du normal nicht erneuern. Wenn das Problem aber nach dem Austausch der Buchse immernoch besteht, solltest du diese auch tauschen.
Moin Tobias,
netter beitrag, jedoch hab ich ein Problem mit dem äußeren Korb, der sehr starke Rastermarken hat, am oberen Ende ist es richtig ins Material eingearbeitet, so das wegpfeilen nicht möglich war. Mir viel es auf als die Kupplung im 5ten anfing zu rutschen (trotz stärkeren Federn und dem wie immer verwendete Öl), kam von einem Tag aufs andere. Hab ein gebrauchten gekauft, leichte Rastermarker entfernt und eingebaut. Hatte ruhe für ca 4-5 Tausend KM, bis heute. Hab der Vermutung das es wieder das Phänomen ist. Wheelis oder anderen blödsinn mach ich nicht, fahre nur Straße und Feldwege.
Wie kann ich das Problem (dauerhaft am besten) behben?
Was könnte die Ursache sein?
Danke dir 😀
MfG Kim
Hallo Kim,
vielen Dank für deinen Kommentar. Generell können Probleme mit der Kupplung immer mehrere Ursachen haben. Hast du das Spiel deines Kupplungszuges in letzter Zeit mal überprüft? Auch kann es sein, dass deine Kupplungsscheiben „einfach“ verschlissen sind und ausgetauscht werden müssen. Normalerweise hält so eine Motorradkupplung ca. 30-50 tkm je nach Fahrweise und Motorleistung. Ansonsten kannst du das Problem mit der Einarbeitung der Kupplungsscheiben leider nicht umgehen. Darunter leidet jedes Motorrad. Die einzige Lösung wäre ein Neuteil. Diese sind allerdings faktisch unbezahlbar wenn man sie überhauot noch bekommt. Ich würde erstmal alle anderen möglichen Ursachen ausschließen.
Mit freundlichen Grüßen
Tobias
Hallo
ich habe eine Frage zu dem Draht der die erste Scheibe hält. laut meinem Zweiradmechaniker wird dieser Draht nicht mehr hergestellt. Gibt es da eine Alternative?
Gruß Hermann
Hallo Herrmann,
vielen Dank für deinen Kommentar. Eine direkte Alternative gibt es für den Draht leider nicht. Du kannst natürlich einfach einen anderen Draht entsprechend biegen und einbauen. Weglassen solltest du den Draht nicht, sonst könnten sich die Kupplungsscheiben in der Nut für den Draht verklemmen. Eine Alternative wäre noch das entsprechende Teil der Kupplung von einem anderen Modelljahr zu kaufen. Der Draht wurde nur in gewissen Jahren verbaut. Es gibt also auch Kupplungen, wo der Draht und die zugehörige Nut nicht existieren.
Mit freundlichen Grüßen
Tobias